Der tapfere Hahn

In Vidseme lebte einmal ein Mann. Der war arm wie eine Kirchenmaus, hatte nicht Heim noch Herd, kein Dach überm Kopf und hauste in einem Badehaus, das einem Gutsbesitzer gehörte. Aber man weiß ja, wie so ein Leben aussieht: Will der Herr baden, muß der Mann hinaus, im Sommer, im Winter, einerlei. Er besaß einen Hahn, der ihm den Sohn, Bruder und Gevatter ersetzte. Ihn anzuschauen, mit ihm zu reden war des Mannes einzige Freude. Der Gutsbesitzer schindete den Armen weidlich. Er ließ ihn schuften von früh bis spät und hielt ihm vor, daß er ihm Obdach gewährte.Schließlich warf er den Mann samt dem Hahn eines Tages kurzerhand auf die Straße. Der Arme weinte heiße Tränen, doch er hatte niemand, der ein gutes Wort für ihn einlegen konnte.Den Hahn wurmte das, und er sprach zu seinem Herrn:
„Gräme dich nicht, ich gehe aufs Gut und rede mit dem Besitzer.“
Und er machte sich auf den Weg. Kam da ein Bär gegangen.
„Schönen guten Tag, Bär.“
„Schönen guten Tag, Hahn“, erwiderte dieser. „Wohin denn?“
„Ich gehe aufs Gut, will dem Besitzer meine Meinung sagen. Warum bedrängt er meinen Herrn?“
„Ich komme mit“, sagte der Bär.
Zu zweit gingen sie weiter. Trafen unterwegs einen Wolf.
„Schönen guten Tag, Wolf“, begrüßte ihn der Hahn.
„Schönen guten Tag, Hahn, wohin denn?“ fragte der Wolf.
„Gehe dem Gutsbesitzer meine Meinung sagen. Warum bedrängt er meinen Herrn?“
„Ich komme mit“, sagte der Wolf.
Zu dritt wanderten sie ziemlich lange. Kam da ein Sperber am Himmel geflogen.
„Schönen guten Tag, Sperber“, rief ihm der Hahn zu.
„Schönen guten Tag“, entgegnete der Sperber. „Hast du es weit?“
„Geh aufs Gut, will dem Besitzer meine Meinung sagen. Warum bedrängt er meinen Herrn?“
„Ich komme mit“, meinte darauf der Sperber.
Bald standen sie vor dem Herrensitz. Bär, Wolf und Sperber verkrochen sich im Gebüsch. Der Hahn aber flog auf den Torbogen und krähte aus vollem Halse:
„Kikeriki, Herr Gutsbesitzer! Du hast meinen Herrn aus dem Badehaus verjagt. Ich verjage dich dafür von deinem Gut. Warum bedrängst du meinen Herrn?“
Der Gutsbesitzer saß gerade auf seinem Balkon beim Kaffee. Das Krähen des Hahns ging ihm wider den Strich, und er befahl seinen Knechten, ihn zu fangen und in den Gänsestall zu sperren, damit die Gänse ihn zu Tode zwickten. Die Knechte fingen den Hahn und taten ihn zu den Gänsen. Doch schon kam der Sperber in den Gänsestall geflogen und machte allen Gänsen den Garaus. Am nächsten Morgen spazierte der Hahn seelenruhig durchs Stalltürchen, flatterte abermals aufs Tor und krähte sein Lied:
„Kikeriki, Herr Gutsbesitzer! Du hast meinen Herrn aus dem Badehaus verjagt. Ich verjage dich dafür von deinem Gut. Warum bedrängst du meinen Herrn?“
Der Gutsbesitzer, auf seinem Balkon, wartete gerade auf den Morgenkaffee. Die Wut packte ihn, und er befahl, den Hahn zum Vieh in den Stall zu sperren, damit die Kühe und Stiere ihn auf die Hörner spießten.
Die Knechte taten, wie ihnen geheißen. Da sprach der Wolf:
„Nun bin ich an der Reihe.“
Er schlüpfte dem Hahn nach in den Stall. Am Morgen kamen die Knechte, da war das ganze Vieh niedergemacht. Nur der Hahn war lebendig. Er flog aufs Tor und krähte von neuem sein Liedchen:
„Kikeriki, Herr Gutsbesitzer! Du hast meinen Herrn aus dem Badehaus verjagt. Ich verjage dich dafür von deinem Gut. Warum bedrängst du meinen Herrn?“
Diesmal rührte der Herr seinen Kaffee nicht an. Erbost befahl er seinen Leuten, den Hahn in den Pferdestall zu werfen, damit die Rosse ihn mit ihren Hufen zerstampften. Die Knechte fingen den Hahn und steckten ihn in den Stall, wo die wildesten Pferde standen. Da meinte der Bär:
„Nun bin ich dran.“
Er schlich in den Pferdestall. Am Morgen fanden die Knechte alle Pferde tot; der Bär hatte ihnen das Genick gebrochen. Der Hahn aber flog aufs Tor und krähte lustig sein Lied:
„Kikeriki, Herr Gutsbesitzer! Du hast meinen Herrn aus dem Badehaus verjagt. Ich verjage dich dafür von deinem Gut. Warum bedrängst du meinen Herrn?“
Aber jetzt saß der Gutsbesitzer nicht mehr ruhig auf seinem Balkon. Er rannte auf den Hof und kreischte, seine Leute sollten dem Hahn den Hals umdrehen! Der aber rief seine freunde, Bär, Wolf und Sperber, zusammen. Hei, das gab ein wackeres Getümmel! Der Hahn hackte mit dem Schnabel, der Bär hieb mit der Tatze, der Wolf riß mit den Zähnen. Der Sperber griff aus der Luft an. Kurz und gut, alle Knechte des Gutsbesitzers nahmen Reißaus. So erschrocken waren sie, daß sie das Zurückkommen vergaßen. Am End warf der Hahn den Gutsbesitzer auf den Rücken und fragte:
„Was ist dir lieber, sterben oder mein Schweinehirt und Hundehüter zu sein?“
Sprach da der Gutsbesitzer:
„Nein, sterben nicht, lieber Hundehüter sein.“
Der Sperber flog in seinen Horst zurück, der Wolf lief in die Heide, der Bär tappte in den Wald. Der Hahn aber brachte seinen Herrn aufs Gut. Beide ließen es sich wohl ergehen. Der ehemalige Gutsbesitzer aber hütete die Schweine und fütterte die Hunde.

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Bundschuhe, Trippen und Co

Im Mittelalter war Schuh nicht gleich Schuh. Gerade die ärmere Bevölkerung war sehr erfinderisch wenn es darum ging ihr Reisemittel, nämlich die Füße zu schützen. Man band sich Holzstücke unter oder Leder um die Füße.
Die reicheren ließen sich Schuhe fertigen, Bundschuhe zum Beispiel, die den umgebundenen Ledern der Armen ähnlich waren, jedoch eine Sohle eingearbeitet hatten. Aber auch Schnabelschuhe waren sehr beliebt, ebenso Trippen, das sind Holzsohlen die unter das Schuhwerk gebunden wurden.

Wie man Schnabelschuhe selber fertigen kann, seht ihr hier.

Sieht ganz einfach aus, nicht wahr? Mit etwas Übung ist es das auch.
Natürlich sind dem Design keine Grenzen gesetzt. Man kann Teilbereiche seiner Schuhe einfärben und sie somit ganz individuell gestallten.

Das ist auch bei Trippen möglich, mit Brandmalereien verziert sehen sie sicher edel aus. Natürlich kann man auch Farben auftragen, sollte aber auf matte Farben zurückgreifen, dann wirkt es authentischer.

Wer sich gerne über die Geschichte des Schuhwerkes informieren möchte, kann auch folgende Sendung im Fernsehen im Auge halten:

Planet Wissen
„Schuhe – Leben auf Schritt und Tritt“
WDR – Donnerstag 08.04.2010 – 15 Uhr

Nundenn, viel Spass beim selber basteln 😉

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Backpulver – das weiße Wunder

Wer kennt das nicht? Eine Feier steht an und das weiße Hemd muss sauber sein.
Besuch kündigt sich an und das Bad sieht aus als hätte eine Horde Kinder darin getobt.
Es gibt viele kleine Katastrophen die man ganz einfach beseitigen kann.
Sei es der Kaffeefleck in Hemd und Bluse, oder seien es vergilbte Gartenmöbel. Selbst Kaffee- und Teekannen sind hier schnell gereinigt, mit Backpulver.

Flecken und vergilbte Flächen bekämpft man mit einem feuchten Schwamm und aufgetragenem Backpulver (farbechtheit an nicht sichtbaren Stellen testen).
Kannen, Vasen und ähnliches füllt man mit warmem Wasser und fügt Backpulver hinzu, etwa 1 Beutelchen auf 1 Liter, das ganze einziehen lassen, am besten über Nacht.

Übrigens ist dieser Trick schon so alt wie das Backpulver selbst, damals fand man durch Zufall heraus was Backpulver alles kann.
Backpulver wurde um 1850 von Eben Norton Horsford entdeckt/erfunden. Um 1968 wurde Backpulver vermehrt eingesetzt um eine Hungersnot in Ostpreussen zu unterbinden.
In den meisten Fällen besteht Backpulver aus Natron und Zitronensäure, man könnte ihn also in der heimischen Küche selbst herstellen. Der Aufwand lohnt bei den Kosten fürs fertige Produkt jedoch nicht.

Viel Erfolg beim Kampf gegen eure kleinen Unglücke.

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Pfannenbrot

Zutaten:

1/4 TL Safranblüten
225g Weißmehl
Schmalz (nach Geschmack)
2 Eier (möglichst frisch)

Zubereitung:

2 Liter Wasser aufkochen und die Safranblüten darin verrühren bis sich das Wasser gelb färbt.
1 EL vom Schmalz, Mehl und eine Prise Salz verkneten bis sich eine krümelige Masse ergibt.
Die Eier im Safranwasser verquirlen und dann langsam unter den Teig kneten, bis dieser nicht mehr krümelig ist.
Nun den Teig ausrollen und daraus Kreise schneiden, je nach Größe der Pfanne, etwas kleiner als der Pfannenboden.
Die Pfanne, am besten schmeckt es aus Gußeisen, mit etwas Schmalz fetten und die Teiglinge darin von beiden Seiten braten bis sie goldgelb sind.

Schmeckt hervorragend zu Gegrilltem, guten Appetit

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Zutaten: Bärlauch

Bildquelle: Wikipedia

Es ist Frühling und auf dem Markt und in vielen Gemüsetheken taucht er wieder auf, der Bärlauch. Doch warum ist er so beliebt?

Bärlauch hat viele Namen. Da wären zum Beispiel die Langform Bärenlauch, Hexenzwiebel, Waldknoblauch oder auch Zigeunerlauch. Man findet ihn in vielen Laubwäldern und erkennt ihn an den weißen Doldenblüten im April. Bärlauch zählt zu den Gewürz- und Heilpflanzen und wurde oft in Klostergärten angebaut. Inzwischen gibt es Bärlauch getrocknet zu kaufen, allerdings hat er so bereits das Meiste an Geschmack und Wirkung verloren. Am besten ist es ihn frisch zuzubereiten oder schnell einzufrieren. Man kann ihn auch in Essig oder Öl konservieren, allerdings sehr zum Nachteil des Geschmacks.
Ab März, wenn der Frühling Einzug erhält, kann man seine jungen Blätter morgens rupfen, generell ist die ganze Pflanze verwertbar. Bärlauch hat einen hohen Vitamin C Anteil. Seine antibakterielle Wirkung wird als blut- und magenreinigend geschätzt. Der dafür zuständige Wirkstoff Allicin ist eine Schwefelverbindung die neben dem Bärlauch auch Knochlauch innewohnt und beiden den eigenartigen und typischen Knoblauchduft bereitet.
Heute wird Bärlauch wieder gern zum Kochen benutzt, so kann man im Landgasthaus beim Kargl zum Beispiel Bärlauchspätzle genießen.

Bärlauch wird auch heute noch mit Maiglöckchen und Herbstzeitlosen verwechselt, darum hier ein Vergleichsbild.

Bildquelle: Wikipedia

Zur medizinischen Wirkung vom Bärlauch ist folgendes bekannt:

Bärlauch hilft bei sowohl Darm-, Herz- und Kreislaufproblemen, als auch bei Blutdruckerhöhung und schlechtem Cholesterin-Status. Zusätzlich bekämpft er sogenannte freie Radikale und kann oftmals Kopfschmerzen, Schwindel und Müdigkeit beseitigen. Seine Heilkraft ist durch die vorhandene Schwefelverbindungen in geschwächter Form begründet.

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Zutaten: Anis

1543 erschien ein Kräuterbuch in dem Anis besondere Kräfte zugeschrieben wurden.  Wasche man sich damit, sollte man sein jugendliches Aussehen behalten. Anis soll desweiteren die Milchproduktion während der Schwangerschaft steigern und lustfördernd sein.

Die Blüten des Anis passen gut zu Fruchtsalaten, während junge Blätter Gemüse, Suppen und vor allem Salate würzen. Anis wird auch gerne zum dekorieren benutzt.

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Mittelalter, was ist denn das?

Als Mittelalter wird die Zeit vom 6. bis hin zum 15. Jahrhundert bezeichnet. Das ist schon lange her, trotzdem sind viele Dinge die damals wichtig waren auch heute noch von Bedeutung. Ihr werdet in diesem Blog viel über diese Zeit erfahren, wenn ihr das wollt. Nicht alle Themen werden euch interessieren, Ich bin mir jedoch sicher, das viele von euch öfter vorbei schauen werden 😉

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Willkommen liebe Leser/innen

Nachdem mich unsere Tochter vermehrt fragt, was mich so für das Mittelalter schwärmen lässt, sich aber nicht wirklich vieles finden lässt, habe ich mich entschlossen dieses Blog zu eröffnen.  Ich werde mich nach und nach vorarbeiten und versuchen jedes Thema aufzugreifen. Jeder von euch hat die Möglichkeit mir mit Hilfe eines Kommentares Ideen zu liefern, so seid auch ihr Teil dieses Blogs. Natürlich werde ich auch einen Bereich speziell für die jüngeren Leser einbinden. Leicht verständlich, denn nur dann macht das Lesen und Erleben auch Spass.
Die einzelnen Themen werden nach und nach auch erweitert, so das Neuerungen oder Neu-Entdecktes hinzugefügt wird. So kann es vorkommen das ein alter Artikel sich verändert.

Ich wünsche jung und alt viel Spass beim Schmökern und Nachmachen.

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